M&AUnternehmensnachfolge
Unternehmensnachfolge - Staffelstabübergabe

Unternehmensverkäufe weiterhin eine realistische Option, allerdings bei (langsam) sinkenden Unternehmenswerten

Seit der Ausbreitung der Coronapandemie im März 2020 haben Wirtschaft und Märkte eine Achterbahnfahrt hinter sich. Die rasche Abfolge neuer Krisen hinterlässt im deutschen Mittelstand deutliche Spuren.[1]

Dadurch sind viele Unternehmer und Unternehmerinnen aktuell bereit, sich von ihrem Unternehmen zu trennen. Allerdings bleiben die Anforderungen an die Käuferinnen und  Käufer nach wie vor hoch.

Verkaufspläne wurden beschleunigt

Der Bundesverband Mergers & Acquisitions e.V. hat in Zusammenarbeit mit der Universität Lancaster und der Universität Bamberg mehr als 30.000 klein- und mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz zwischen zehn Millionen und 250 Millionen Euro hinsichtlich der Verkaufsbereitschaft der Firmenlenkerinnen und -lenker befragt. „Aus Gesprächen mit Mittelständlern hat sich der Eindruck ergeben, dass der Ukrainekrieg und die steigenden Energiekosten die Verkaufspläne der Mittelständler beschleunigen. Außerdem gehören Liquiditätsüberlegungen und die verschärfte Lieferkettenproblematik zu den Motiven für Veräußerungen.“ äußert sich Stefan Schneider, Leiter der Geschäftsstelle beim Bundesverband Mergers & Acquisitions e.V.

Für rund die Hälfte aller befragten Unternehmen spielten fehlende Nachfolgeregelungen eine Rolle. Für 86% der Befragten spielt der Erhalt der Arbeitsplätze bei einer M&A Transaktion eine entscheidende Rolle. Über die Hälfte der mittelständischen Managerinnen und Manager will die Kontinuität des Unternehmens sicherstellen. [2]

Globales Volumen der Fusionen und Übernahmen gesunken

Die Entwicklung der vergangenen Monate hat seine Spuren hinterlassen. In den ersten fünf Monaten 2022 sank das globale Volumen der Fusionen und Übernahmen gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert um 20 Prozent auf 1,97 Billionen Dollar. Trotz des Einbruchs liegt der Wert über dem Dreijahres-Durchschnitt von 2019 bis 2021. Im deutschen Markt betrug das Minus sieben Prozent, allerdings liegt man mit einem Volumen von 49 Milliarden Dollar in den ersten fünf Monaten leicht unter dem Dreijahresmittel.

An der Anzahl der M&A-Prozesse liegt es nicht, heißt es seitens der Experten, es mangele aber derzeit an abgeschlossenen Deals. Die Käufer und Verkäufer müssten sich auf Basis niedrigerer Bewertungen über die neuen Preise einigen, bevor es wieder in großem Stil zu Abschlüssen kommen kann.[3]

Beim Erkennen und Auftreten von Krisen ist Ruhe angesagt, keinesfalls Hektik. Zu den Grundregeln, die herauszustellen sind, gehört: Geduld haben, sich Zeit nehmen, manchmal auch Timeouts und bewusstes Unterbrechen eines M&A-Prozesses, um erstmal Klarheit zu schaffen. [4]

Optimistische Prognosen

Trotz einer sehr hohen Inflation, einer sich immer deutlich abzeichnenden Zinswende und dem Krieg in der Ukraine, scheint es ein Erwachen aus der anfänglichen Schockstarre zu geben, so Kai Hesselmann, Co-Gründer und Managing Partner von Dealcircle.

Im Smallcap-Bereich spürt man bereits den zurückkehrenden Optimismus am Markt. „Wir haben im ersten Halbjahr 2022 schon (…) jetzt schon mehr Deals als im gesamten Jahr 2020 in den Markt gebracht. Berater und Käufer sehen die Lage definitiv nicht düster.“

Verstärkte Sorgfalt bei Transaktionsprozessen

Es deuten sich Veränderungen in den Transaktionsprozessen an, die auf eine verstärkte Sorgfalt hindeuten: So werden unter anderem Commercial-Due-Diligence-Prozesse, in denen das Marktumfeld unter die Lupe genommen wird, wieder intensiver durchgeführt, so Hesselmann. Darüber hinaus kommen vermehrt flexiblere Kaufpreismechanismen wie Earn-out-Klauseln zum Einsatz. Auf diese Weise können Deals auch in einem volatilen Umfeld abgeschlossen werden.[5]

 

[1] Arbeitspapiere des Bundesverbands Mergers & Acquisitions e.V. M&A in Krisenzeiten: Governance & Control

[2] https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/fusionen-und-uebernahmen-krisen-und-ihre-folgen-viele-mittelstaendler-denken-ueber-verkauf-der-firma-nach/28343948.html

[3] https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/fusionen-und-uebernahmen-krisen-und-ihre-folgen-viele-mittelstaendler-denken-ueber-verkauf-der-firma-nach/28343948.html

[4] Arbeitspapiere des Bundesverbands Mergers & Acquisitions e.V. M&A in Krisenzeiten: Governance & Control

[5] https://www.finance-magazin.de/allgemein/ma/smallcap-ma-hat-die-schockstarre-ueberwunden-123697/